Sankt Pauli
Die Paul-Roose Straße mitten auf Sankt Pauli kann sich vor Neueröffnungen von hippen Gastroläden kaum mehr retten. Der Gastronom Fabio Haebel eröffnet neben seinem Fine Dining Lokal „haebel“ mit der „XO Seafood Bar“ bereits das zweite Lokal in der gleichen Straße, direkt gegenüber von einander. Eins angesagter, schicker und exklusiver als das andere. Neben den Vollfensterfronten die den Blick auf wenige edel weiß eingedeckte Tische und offener Küchenzeile gibt, gibt es aber auch noch Gastronomie Institutionen wie das Krug oder die Trattoria500. Auch Bars reihen sich aneinander. Das Ginst, die Weinbar oder Hr. Schmöll sind nicht nur Freitag und Samstag gut besucht, sondern bieten den Sankt Pauli Anwohner jeden Abend die Möglichkeit auf einen netten Absacker.
Für gutes Essen und Trinken ist also gesorgt. Ausgesorgt würden manche vielleicht denken, bei so viel Auswahl. Doch bei diesem Angebot übersehen viele Besucher der Paul-Roosen Straße das kleinen Chinesischen Restaurant, direkt neben der, zugegeben nicht wirklich einladen, Spielehölle.
Der Laden ist klein, um nicht zu sagen winzig. 5 kleine Tische und ein Reihe Barstühle an der Wand, mit mehr als 10 Leuten wird es schon recht kuschlig. Genau so klein wie das Lokal ist auch die Speisekarte. 2 Verschiedene Arten von Dumplings als Vorspeise. Einmal vegetarisch mit Pilzen, einmal mit Entenhackfleisch, beides serviert in einer Hoi Sin Sauce. 4 Hauptspeisen + eine wechselnde Empfehlung des Tages. Vegan, vegetarisch, mit Geflügel oder rotem Fleisch. Alles mindestens 1 mal auf der Karte vertreten, verpackt in Gerichte, deren Namen man nicht kennt und somit nicht weiß was genau einen nach seiner Bestellung erwartet.
Wir entscheiden uns für die Enten Dumplings als Vorspeise und danach eine Beef Noodle Soup und die Empfehlung des Tages, eine Nudelbowl mit Champignonhack. Das Wort Bowl ist mittlerweile leider wirklich vorbelastet. Ein Gericht das mit Bowl betitelt wird, besteht meist aus rohen Zutaten, die dann frei, ohne eine Form der durchdachten Komposition eines Kochs, mit Soßen zu einem Gericht zusammengemischt werden. Die Nudel „Bowl“ die es im HUI Cookshop serviert wird, ist nicht vergleichbar damit. Eigentlich ist es mit nichts wirklich vergleichbar. Angenehm lauwarme dicke Weizennudeln in einer Schüssel. Darauf, ein Viertel mariniertes Champignonhack, ein Viertel Erbsen, ein Viertel geraspelte Gurke und ein Viertel geraspelte Karotten. Garniert mit etwas Sesam und Frühlingszwiebeln. Erst beim Mischen der relativ großen Portion kommt die dunkle, dicke Soße zum Vorschein, die sich ganz unten in der Schüssel versteckt hat. Es schmeckt unglaublich! Weiche aber bissfeste Nudeln in der leicht süß. salzig, sauer, scharfen Soße (in Asien nennt man diesen Geschmack „umami“, also die Anwesenheit aller möglichen Geschmacksrichtungen). Die Karotten- und Gurkenraspeln geben bei jedem Bissen etwas mehr Biss, Knackigkeit und Frische und alles verbindet sich im Mund zu einem wirklich sensationellen Geschmackserlebnis.
Auch die Beef Noodle Soup überrascht. Statt kleinen Rindfleischfetzen, wie etwa in einer klassischen Pho, liegen in der Suppe große, weich gegarte bratenähnliche Stücke Fleisch aus der Rinderwade. Sie verfallen auf der Zunge und haben, untypisch für Fleisch, ebenfalls einen Umami Geschmack. Die Süße des Fleischs passt allerdings hervorragend zu der angenehm scharfen Brühe. Die gleichen Nudeln, wie bei der Nudel Bowl liegen in der Suppe. Beim Probieren schmeckt man jedoch, es tatsächlich nicht die gleichen Nudeln sind, sondern, dass sie zusätzlich in einer Mischung aus Limettenblättern und Zitronengras mariniert wurden. Ebenfalls in der Suppe ist Mais und Chinakohl, der wieder die Frische und den Biss mitbringt. Auch die Suppe schmeckt unglaublich gut.
Die Enten Dumplings sind, anders als wir sie erwartet haben nicht knusprig angebraten sondern nur gedämpft, wobei das Wort „nur“ komplett fehl am Platz ist. Umgeben von der Hoi Sin Sauce, sind sie so weich, dass es schwer ist, sie mit Stäbchen zu essen. Sobald man diese Herausforderung allerdings gemeistert hat erwartet einen ein mit weichem, gut gewürzten Entenfleisch gefülltes Dumpling, ummantelt von weichem, fast cremigen Teig.
Dazu trinken wir übrigens die hausgemacht Sprite, die als „salty sprite“ auf der Karte zu finden ist. Die salty sprite besteht aus in Salz eingelegten Limetten die dann in der Sonne (deswegen vermutlich nicht in Hamburg) getrocknet werden. Das Salz an den Limetten sorgt dafür, dass die Süße des Zuckers in der Spirte ausbalanciert wird. Nicht nur Erfrischend, sondern vor allem auch eine sehr gute Begleitung zu unserem Essen.
Navigation
Kontakt
Bitte wenden sie sich für Anfragen an den verantwortlichen Kontakt im Impressum.